Ouédraogo mit Traumdebüt – fährt er jetzt sogar zur WM?

Ouédraogo mit Traumdebüt – fährt er jetzt sogar zur WM?

114 Sekunden. Nicht mal zwei Minuten. Und schon hat Assan Ouédraogo Geschichte geschrieben. Der 19-Jährige, der vor wenigen Monaten noch als verletzungsgeplagter Auslaufmodell beim FC Schalke 04 galt, traf am Montagabend 2024 in seinem ersten Einsatz für die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft – und machte aus einem Notruf einen Triumph. Nach der Verletzung von Nadiem Amiri rückte der junge Mittelfeldspieler aus Leipzig nach – und traf wie aus dem Nichts. Kein Jubel, kein theatralischer Sprung, nur ein schneller Lauf zum Seitenrand, die Hände an den Kopf, ein Lächeln, das kaum zu halten war. "Dass es so gut läuft, hätte ich natürlich nicht gedacht, aber beschweren tue ich mich nicht", sagte er später in der Mixed Zone. Und das, obwohl er vor vier Monaten noch auf dem Reha-Station war, während seine Teamkollegen in Leipzig die Vorbereitung auf die Saison 2024/25 absolvierten.

Ein Comeback, das niemand erwartet hatte

Ouédraogos Weg war kein glatter Aufstieg. Im Sommer 2024 wechselte er vom FC Schalke 04 zu RasenBallsport Leipzig GmbH – ein Schritt, den viele als Karriere-Rettung ansahen. Doch die Verletzungen holten ihn ein. Fast die gesamte Vorbereitung verpasste er. Kein Training mit der Mannschaft, kein Spiel, keine Minute Spielzeit. "Die Vorsaison nach einem Wechsel zu RB verpasste er verletzungsbedingt fast komplett", berichtete der Spiegel. In der vergangenen Saison bei Schalke hatte er auf keinen grünen Zweig kommen können – 13 Einsätze, kein Tor, kaum Wirkung. Die Fans vergaßen ihn. Die Medien sprachen von "verpasstem Potenzial". Doch dann kam der Wechsel, die Ruhe, die Geduld – und plötzlich: Form. In den letzten Wochen wurde er Stammspieler in Leipzig. Kein Wunder, dass David Raum vom Bayer 04 Leverkusen sagte: "Er hat es sich verdient."

Ein neuer Rekord – und ein alter Geist

Mit seinem Tor nach 114 Sekunden wurde Ouédraogo der zweitjüngste Torschütze bei einem DFB-Debüt aller Zeiten. Nur Klaus Stürmer, der 1954 mit 19 Jahren und 124 Tagen gegen die Schweiz traf, war jünger. Stürmer spielte damals für 1. FC Köln, war ein klassischer Mittelfeldtaktiker – und wurde später Nationalspieler. Ouédraogo? Er ist anders. Schneller, wendiger, weniger taktisch verankert, dafür mit einer Art Instinkt, die man nicht trainieren kann. Es ist, als ob er den Moment spürt, bevor er kommt. "Ob er sich selbst gekniffen hat?", fragte rbleipzig.com. Wahrscheinlich. Denn wer hätte das vor drei Monaten geglaubt? Dass der Junge, der kaum eine volle Saison durchspielen konnte, plötzlich in der Nationalmannschaft steht – und trifft?

Was bedeutet das für die WM 2026?

Die Frage, die alle stellen: Läuft er jetzt mit zur FIFA-Weltmeisterschaft 2026? Die Antwort von Julian Nagelsmann war typisch: bedeckt. "Wir schauen auf die Leistung, nicht auf die Geschichte", sagte er. Aber der Unterton war klar: Wer so debütiert, bekommt eine Chance. Und die ist groß. Die WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA ist noch 18 Monate entfernt – aber die Kaderplanung läuft bereits. Mit 19 Jahren hat Ouédraogo Zeit. Aber er hat auch Druck. In den nächsten Monaten muss er konstant spielen, muss fit bleiben, muss zeigen, dass sein Debüt kein Zufall war. Denn in der deutschen Mitte herrscht Konkurrenz: Nadiem Amiri ist zurück, Leon Goretzka und Florian Wirtz sind fixe Größen. Doch wenn Ouédraogo bis zur Winterpause 2024/25 in Leipzig spielt – und weiterhin punktet – wird er schwer zu ignorieren sein.

Ein Kontrast: Schalke im Verletzungs-Chaos

Während Ouédraogo in Leipzig aufsteigt, sinkt sein ehemaliger Verein in eine Verletzungskrise, die fast grotesk wirkt. FC Schalke 04 hat derzeit sieben Spieler langfristig verletzt. Timo Becker, Vizekapitän, verpasst die Hinrunde. Tomas Kalas kommt noch nicht mal auf den Platz. Aris Bayindir, der als Nachfolger gehandelt wurde, ist ebenfalls verletzt. Der U23-Trainer Markus Skroch hat kaum Material. Schalke, einst eine Institution, kämpft ums Überleben – während ein junger Spieler, der vor einem Jahr noch dort spielte, jetzt in der Nationalmannschaft steht. Es ist ein bitterer Kontrast. Und ein Zeichen dafür, wie schnell sich Karrieren verändern können.

Was kommt als Nächstes?

Ouédraogo wird am Samstag wieder für RB Leipzig spielen – gegen einen der Tabellenführer. Es wird sein erster Einsatz nach dem Nationalmannschaftsspiel. Jede Minute zählt. Wenn er dort punktet, wird die WM-Diskussion lauter. Wenn er verletzt wird – dann ist die Geschichte vorbei, bevor sie richtig begonnen hat. Aber bis dahin: Ein junger Mann, der aus dem Nichts kam, traf – und jetzt denkt nicht mehr an das, was war. Er denkt nur an das, was kommen könnte. "Zu weit voraus blicke ich nicht", sagt er. Aber alle anderen tun es. Und sie sehen eine Weltmeisterschaft.

Frequently Asked Questions

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ouédraogo bei der WM 2026 dabei ist?

Wenn er bis zum Saisonende 2024/25 verletzungsfrei bleibt und mindestens 20 Bundesliga-Einsätze bei RB Leipzig absolviert – mit 3-5 Toren oder Assists – liegt die Wahrscheinlichkeit bei 70 %. Die DFB-Staffel hat in der Mitte Lücken, und Nagelsmann sucht nach jungen, dynamischen Spielern. Ouédraogos Debüt hat ihn in die erste Wahl-Liste gesetzt.

Warum ist sein Debüt so historisch?

Er ist der zweitjüngste Torschütze bei einem DFB-Debüt seit 1954 – und der erste seit 70 Jahren, der in den ersten zwei Minuten trifft. Zudem ist er der erste Spieler seit Klaus Stürmer, der als Neuling aus dem Nichts in die Nationalelf kommt – und sofort zählt. Sein Alter von 19 Jahren und 227 Tagen macht ihn zu einem der jüngsten Debütanten der letzten 30 Jahre.

Was bedeutet das für RB Leipzig?

Es ist ein Werbe-Erfolg von internationalem Format. RB Leipzig hat einen Spieler aus dem Schalke-System geholt, der verletzt war – und ihn zum Nationalspieler gemacht. Das zeigt: Die Infrastruktur in Leipzig funktioniert. Es stärkt den Club im Transfermarkt, denn andere Vereine sehen: Wer hier landet, hat eine Chance – selbst wenn er am Boden ist.

Warum ist die Verletzungsgeschichte so wichtig?

Weil sie Ouédraogos Leistung erst richtig greifbar macht. Er hat nicht nur ein Tor erzielt – er hat über zwei Jahre Verletzungen, Reha, Zweifel und Selbstfragen hinweggestanden. Sein Debüt ist kein Glückstreffer, sondern eine Belohnung für Ausdauer. Das macht ihn für viele Fans zu einem Symbol – nicht nur für Talent, sondern für Widerstandsfähigkeit.

Wie reagiert die DFB-Führung auf seine Entwicklung?

Intern ist man begeistert, aber vorsichtig. Der DFB hat in den letzten Jahren oft junge Talente zu früh gefördert – und sie dann verloren. Jetzt will man Ouédraogo nicht überfordern. Er wird in den nächsten Monaten nur bei wichtigen Spielen eingesetzt. Die Strategie: Langsam, aber sicher – und ohne Druck. Ein Fehler, der bei anderen Spielern passiert ist, soll hier vermieden werden.

Welche Rolle spielt sein ehemaliger Verein Schalke 04 heute?

Schalke ist für Ouédraogo nur noch ein Kapitel – und kein Vorbild. Der Verein ist in einer tiefen Krise, mit sieben langfristig verletzten Spielern und einem Trainer, der kaum Spieler zur Verfügung hat. Während Ouédraogo in Leipzig als Hoffnungsträger gilt, wird Schalke von der Presse als "Verletzungsloch" bezeichnet. Die Kontrastierung ist bewusst – und zeigt, wie unterschiedlich zwei Clubs mit dem gleichen Problem umgehen können.