Flutkatastrophe Spanien: 130.000 Proteste gegen Präsident Mazón

Flutkatastrophe Spanien: 130.000 Proteste gegen Präsident Mazón

Eine Flutkatastrophe wie keine andere hat am 29. Oktober 2024 Spanien erschüttert – ein Naturereignis, das innerhalb von acht Stunden mehr Regen brachte als in einem ganzen Jahr. Während die Ströme über Valencia und die benachbarten Regionen Andalusien und Murcia hinweggespült wurden, forderte das Ereignis mindestens 236 Menschenleben und ließ rund 190.000 Menschen direkt betroffen zurück. Die Tragödie löste nicht nur tiefe Trauer aus, sondern auch massive Proteste gegen die regionale Führung, weil die Warnungen der Behörden zu spät kamen.

Hintergrund: Die DANA 2024 und ihre meteorologischen Ursachen

Das Unwetter, in Spanien als DANA 2024 – „La Gota Fría“Ostspanien bezeichnet, entstand durch ein isoliertes Tiefdruckgebiet in großer Höhe. Dieses zog feuchte Luftmassen vom Atlantik nach Süden und setzte in kurzer Zeit mehr als ein Jahr Regen in den betroffenen Gebieten frei. In der Bergstadt Chiva, westlich von Valencia, wurden in acht Stunden 491 mm Niederschlag gemessen – das entspricht fast 20 Zoll. An manchen Stellen erreichte die Regenrate 16,5 cm pro Stunde, ein Wert, den die örtlichen Wetterdienste nie zuvor registriert hatten.

Ausmaß der Zerstörung: Zahlen, Opfer und ökonomische Schäden

Die Fluten bedeckten über 156 km² Land. Allein in Valencia starben mindestens 200 Menschen, während weitere 36 Tote in Andalusien und den umliegenden Provinzen gemeldet wurden. 78 Gemeinden sahen sich mit Verlusten konfrontiert, und zu Beginn des Vorfalls wurden rund 2.000 Personen als vermisst gemeldet – bis zum 3. November 2024 sank diese Zahl auf etwa 500. Über 60 000 Häuser und 115 000 Fahrzeuge wurden zerstört oder schwer beschädigt. Die Versicherungsbranche meldete bis zum 7. November mehr als 116 000 Anträge – ein bisher beispielloser Aufwand, der die Schadenssumme auf mehrere Milliarden Euro schätzt.

Politische Reaktionen und Proteste in Valencia

Die spanische Regierung entsandte sofort über 500 Soldaten, um bei Such- und Rettungsaktionen zu unterstützen. Papst Franziskus, Oberhaupt der katholischen Kirche äußerte am Freitag seine Gebete für die Opfer und dankte den Helfern, indem er sagte: „Möge der Herr denen, die leiden, Kraft geben und denen, die helfen, Mut schenken.“ Auf politischer Ebene geriet Carlos Mazón, Präsident der autonomen Gemeinschaft Valencia schnell ins Visier der Kritik. Viele Bewohner warfen ihm vor, die Notfallsignale zu spät ausgegeben zu haben und die Evakuierungspläne nicht ausreichend kommuniziert zu haben.

Am 9. November organisierten Gewerkschaften und Kulturgruppen eine massive Demonstration – laut Polizeischätzungen nahmen rund 130 000 Menschen teil. Die Proteste verliefen weitgehend friedlich, doch an den Toren des Valencia City Hall kam es zu Zusammenstößen mit Tränengas einsetzenden Einsatzkräften. Vier Demonstranten wurden festgenommen, und 31 Polizisten wurden leicht verletzt. Transparenten Banner trugen Slogans wie „Ihr habt uns getötet“ und „Unsere Hände sind mit Schlamm, eure mit Blut befleckt“ – ein deutliches Zeichen der Verärgerung gegenüber der regionalen Führung.

Der König Felipe VI, König von Spanien hatte ursprünglich geplant, die betroffenen Gebiete noch im Oktober zu besuchen, verzichtete jedoch aus Sicherheitsgründen. Am 12. November kehrte er schließlich zurück, um die Truppen zu begutachten, und am 19. November führte er zusammen mit Ángel Víctor Torres, Minister für Umwelt und Klimaschutz eine offizielle Besichtigung in Chiva durch. Diese zweite Reise verlief weitgehend ohne Zwischenfälle.

Klimawandel, Attribution und Expertenmeinungen

Klimawandel, Attribution und Expertenmeinungen

Eine Studie von Climate Central kam zu dem Ergebnis, dass die extreme Regenmenge zu einem großen Teil auf steigende Atlantik-Temperaturen zurückzuführen ist. Der Bericht betont, dass solche intensiven Niederschläge in Zukunft häufiger auftreten werden, wenn die Meerestemperaturen weiter ansteigen. Der Klimawandel wirkt also nicht nur als Hintergrund, sondern verstärkt das Ereignis selbst.

Einige Verschwörungstheorien erhoben den Verdacht, dass das Entfernen alter Staudämme in der Region die Flut verschlimmert habe. Faktenprüfer bestätigten, dass zwischen 2006 und 2021 tatsächlich 28 nicht mehr genutzte Wehre und Dämme abgerissen wurden – ein Teil davon finanziert durch die EU. Experten stellten jedoch klar, dass diese Demontagen den Hochwasserverlauf kaum beeinflusst hätten, weil die Menge des Wassers bereits die Kapazitäten aller bestehenden Schutzanlagen überstiegen habe.

Zukünftige Entwicklungen und Lehren für den Katastrophenschutz

Im Dezember 2024 kam es erneut zu kleineren Flutereignissen in Valencia, die das Trauma der Bevölkerung weiter anheizten. Die Behörden haben inzwischen beschlossen, ein Frühwarnsystem zu modernisieren und die Kapazitäten der Rettungsdienste zu erweitern. Zudem diskutieren Experten über die Notwendigkeit, Flussbettvertiefungen und neue Rückhaltebecken zu bauen – ein Schritt, der jedoch umstritten ist, weil er potenziell die lokale Ökologie beeinträchtigen könnte.

Die Proteste haben zudem gezeigt, dass die Bürger zunehmend ein Mitspracherecht bei der Katastrophenplanung fordern. In den nächsten Monaten wird ein parlamentarisches Komitee über die Reform der Notfallgesetzgebung in der Region debattieren, und es wird erwartet, dass die Ergebnisse weit über die Grenzen Valencia hinaus nachhallen.

  • Datum des Ereignisses: 29. Oktober 2024
  • Betroffene Regionen: Valencia, Andalusien, Murcia, Castilla‑La Mancha
  • Tote: mindestens 236 (nach internationalen Quellen)
  • Direkt Betroffene: ca. 190 000 Personen
  • Schäden: mehrere Milliarden Euro, über 60 000 zerstörte Häuser

Frequently Asked Questions

Wie hoch war die tatsächliche Regenmenge während der DANA 2024?

In der Bergstadt Chiva wurden innerhalb von acht Stunden 491 mm Regen gemessen, während an manchen Messstationen bis zu 422 mm in der gleichen Zeit erfasst wurden. Das entspricht mehr als dem Jahresdurchschnitt in vielen Teilen Spaniens.

Welche Rolle spielte der Klimawandel bei den Fluten?

Laut einer Analyse von Climate Central hat die steigende Temperatur des Atlantiks die Feuchtigkeitsmenge in der Luft erhöht, wodurch extreme Regenereignisse stärker und häufiger werden. Die Studie schätzt, dass das Ereignis ohne den Klimawandel um bis zu 30 % weniger intensiv gewesen wäre.

Warum kam es zu den massiven Protesten in Valencia?

Bürger warfen der regionalen Regierung vor, die Warnungen zu spät auszusprechen und Evakuierungspläne nicht klar zu kommunizieren. Die Proteste forderten den Rücktritt von Präsident Carlos Mazón und eine umfassende Reform des Katastrophenschutzes.

Wie reagierte die spanische Regierung nach dem Unglück?

Die Regierung entsandte über 500 Soldaten, stellte Notunterkünfte bereit und versprach finanzielle Unterstützung für Betroffene. Gleichzeitig kündigte sie an, das Frühwarnsystem zu modernisieren und die Katastrophenpläne zu überarbeiten.

Gibt es Anzeichen für zukünftige Flutgefahren in der Region?

Im Dezember 2024 kam es erneut zu kleineren Überschwemmungen, und Experten warnen vor einer zunehmenden Häufigkeit solcher Ereignisse, solange keine umfassenden Maßnahmen gegen den Klimawandel und die Infrastruktur‑Veralterung ergriffen werden.